Tierakupunktur

Kleine Nadelstiche - große Hilfe für Tiere
Tierakupunktur wurde erstmals 1300 vor Chr. erwähnt. Jedes Lebewesen – ob Mensch oder Tier - wird in der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM) als einzigartiges Individuum betrachtet. Deshalb wurde diese Behandlungsform traditionell auch bei Nutztieren angewandt. Ein erfahrener Tierakupunkteur berücksichtigt die Lehren der TCM bei Diagnostik und Behandlung. Tierakupunktur, als eine Form der Regulationstherapie zielt darauf ab, ein Gleichgewicht herzustellen. In der Akupunkturpraxis, die den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin folgt, wird eine Diagnose durch Befragen des Besitzers und Untersuchung des Tieres gestellt. Dabei werden die Meridiane auf Schmerzempfindlichkeit oder Auffälligkeiten betastet und die Schleimhäute und Zunge untersucht. Auch der Geruch des Tieres kann wichtige Hinweise liefern. All diese Informationen führen zu einer für die chinesische Medizin typischen sogenannten „Syndromdiagnose“. Sie sind Voraussetzung für die Auswahl der relevanten Akupunkturpunkte.
Akupunktur – sanfte Hilfe zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte
Akupunktur kann Tieren auf sanfte Weise helfen, Krankheiten schneller zu überwinden oder Beschwerden zu lindern. Sie wird zur Stärkung des Immunsystems, bei Stoffwechselstörungen und als Begleittherapie nach Knochenbrüchen oder Infektionserkrankungen. Durch Akupunktur können weiterhin Organfunktionen, besonders die Lungen- und Nierenfunktion gestärkt werden.
Grundsätzlich lässt sich Akupunktur bei jeder Tierart durchführen, die sich anfassen lässt. Sogar Papageien, Kaninchen und Katzen tolerieren diese Behandlungsmethode. Traditionell werden aber vorrangig Hunde und Pferde mit Akupunktur behandelt. Die Heilmethode aus der Traditionellen Chinesische Medizin wirkt ganzheitlich. Die Akupunkturpunkte befinden sich auf Meridianen, die den Organismus durchziehen. Diese Punkte können auf verschiedene Weise stimuliert werden.
Ob Tierakupunktur mit Nadeln oder Laserakupunktur – ein erfahrener Tierarzt oder Tierakupunkteur weiß, wo die Punkte liegen und kann sie durch Tasten lokalisieren. Sie können druckschmerzhaft sein, zeigen sich durch eine veränderte Gewebespannung oder Wärm-/Kälteabstrahlung. In der Praxis kommt oft auch ein Punktsuchgerät zum Einsatz. Dieses zeigt eine veränderte Leitfähigkeit des Gewebes an. Das erleichtert dem Tierarzt oder Tierakupunkteur das genaue Lokalisieren von Akupunkturpunkten - vor allem bei Tieren, die viel Fettgewebe haben. Der Tierakupunkteur kann Organe oder Funktionsstörungen mit Akupunkturnadeln direkt beeinflussen. Sind die Punkte optimal gewählt, halten sogar Katzen und Hunde still und entspannen sich bei Akupunkturbehandlungen.
Tierakupunktur wirkt nicht nur schmerzlindernd sondern auch entspannend und beruhigend. Deshalb kann es passieren, dass Tiere anschließend eine Ruhepause benötigen und viel schlafen. Durch Akupunktur werden körpereigene Hormone ausgeschüttet, die die Selbstheilungskräfte aktivieren und den Körper des Tieres wieder in eine energetische Balance bringen. Die Behandlungen sind für Tiere kaum schmerzhaft. Nadeln verbleiben je nach Befund etwa 20 Minuten in der Haut.
Wichtige Akupunkturpunkte
- Ohrspitzenpunkt
- Nasenspiegel
- Schwanzspitzenpunkt bei Hund und Katze
- Zustimmungspunkte für Organe am Rücken
- Alarmpunkte der Organe, auf der Bauchseite
- Meisterpunkte
In der Praxis sind für Diagnostik und Therapie Kenntnisse der Grundlagen von Akupunktur und die Lage der einzelnen Punkte entsprechend der Anatomie des Tieres erforderlich. Akupunktur am Körper und Ohrakupunktur lassen sich in Kombination anwenden. Die Wirkung ist tiefgreifender und anhaltender. Tierakupunktur am Ohr wird meist als Akupunktur mit Laser durchgeführt.
Traditionelles Heilwissen kombiniert mit neuesten Erkenntnissen
Eine besondere Form der Tierakupunktur ist die Goldakupunktur. Dabei werden kleine Goldnadeln oder Goldkugeln an gelenknahen Punkten implantiert. Das erfordert eine Narkose und muss unter sterilen Bedingungen von einem Tierarzt in einer Tierarztpraxis durchgeführt werden. Diese Methode der Tierakupunktur wird bei schmerzhaften, chronisch degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates angewandt. Bei jungen Hunden mit HD (Hüftdysplasie) kann sie die Bildung einer schmerzhaften Arthrose (Gelenkverschleiß) verhindern, bei älteren lassen sich Schmerzen vermindern und manchmal sogar beseitigen.
Traditionell wird Tierakupunktur mit Nadeln durchgeführt. In der Akupunkturpraxis werden überwiegend Stahlnadeln verwendet. Meist handelt es sich um sterile Einmalnadeln. Manchmal verwendet ein Tierakupunkteur - vor allem bei kleinen Tieren - mit Silikon beschichtete Akupunkturnadeln (zum Beispiel, die SL Akupunkturnadeln mit Silberwendelgriff ohne Führrohr) aus der Humanmedizin. Diese gleiten besser durch die derbere Tierhaut. Vor allem bei einem nervösen und ungeduldigen Tier ist das ein großer Vorteil. Bei den Behandlungen kommen unterschiedliche Nadelstärken zum Einsatz (0,3 0 - 0,35 mm beim Pferd und 0,20 mm bei Hund oder Katze). In einer Akupunkturpraxis werden nicht nur Behandlungen mit Nadelstichtechnik durchgeführt. Auch Akupunktur mit Laser ist möglich. Diese Behandlungen sind eine gute Alternative für sehr ängstliche und scheue Tiere.
Vorteil dieser Form der Akupunktur ist kurze Therapiezeit von 20 Sekunden – 1 Minute. Die Behandlung von schwierigen Stellen wie Schleimhäute, Kopf und Ohren ist leichter umzusetzen und Schmerzpunkte können direkt behandelt werden.
Ob Katze, Hund oder Pferd – die Anwendungsgebiete sind vielfältig
- Schmerzen und Bewegungsstörungen
- Lahmheit
- Hüftgelenk-Dysplasie(HD) bei jungen und älteren Hunden
- Bandscheibenvorfälle und Rittigkeitsprobleme bei Pferden
- Allergien
- Verdauungsstörungen, auch häufige Koliken beim Pferd
- Harninkontinenz bei kastrierten Hündinnen
- Hormonelle Beeinträchtigungen wie Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit und Geburtsstörungen
- chronische Entzündungen des äußeren Gehörganges, aber auch Hörstörungen
- Sehstörungen und Augenerkrankungen
- Altersbeschwerden
- Immunschwäche und Infektanfälligkeit
- Verhaltensauffälligkeiten
Infektionskrankheiten mit seuchenhaften Verlauf gehören zu den Kontraindikationen. Pferde die am Wettkampfsport teilnehmen, sollten mindestens einen Tag vor dem Wettkampf nicht mehr mit Tierakupunktur behandelt werden. Akupunktur gilt als physikalisches Doping: Durch Tierakupunktur kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Endorphinen und auch der Testosteronspiegel kann sich erhöhen.